Über Weihnachten hielten die Proteste in Hongkong an. Die Hongkonger Stadtverwaltung wirft gewaltbereiten Demonstranten in diesem Zuge vor, den Einwohnern der Stadt und Touristen das Weihnachtsfest durch ihre Aktionen verhagelt zu haben. Wie dem auch sei, inzwischen verschärft sich auch die Lage an den Hongkonger Immobilienmärkten.

Behörden wollen rekordhohen Kapitalabfluß offiziell bekämpfen

Denn ganz offensichtlich scheinen Immobilieneigentümer in Hongkong nicht mehr mit einer kurzfristigen Lösung der festgefahrenen Situation zu rechnen, weshalb Immobilien veräußert werden, um die daraus erzielten Erträge im Ausland zu veranlagen. Womit wir beim Thema der Kapitalflucht aus dem Reich der Mitte angelangt sind.

Mittlerweile leidet China einmal mehr unter einem rekordhohen Kapitalabfluss. Der Pekinger Regierung scheint momentan nicht allzu viel einzufallen, wie sich gegen diese Situation ankämpfen ließe. Denn wieder einmal sind es dunkle Kanäle, denen sich die betreffenden Personen und Institutionen bedienen, um Geld außer Landes zu bringen.

Aus Sicht Chinas sind dies keine guten Neuigkeiten zur Jahreswende. Denn die Pekinger Regierung sieht sich darauf angewiesen, die heimischen Kapitalreserven auf einem so hohen Niveau wie möglich zu halten, um das Vertrauen in die eigenen Märkte aufrechtzuerhalten.

Die staatliche Regulierungsbehörde für Auslandsdevisen (SAFE) teilte mit, dass es aus Sicht der Behörde im neuen Jahr in erster Linie darum gehen wird, große Finanzrisiken einzudämmen, illegalen Handelsaktivitäten ein Ende zu bereiten und „anomale“ Kapitalflüsse zu bekämpfen.

Um heimische Finanzrisiken einzudämmen und die Stabilität der Märkte in der Heimat zu gewährleisten, sei es notwendig, „einen kritischen Kampf zu führen“, wie die Behörde in einer Mitteilung bekannt gab. Unmissverständliche Aussagen dieser Art sind aus dem Munde von chinesischen Behörden recht ungewöhnlich.

Strafzahlung gegen Bank wegen zu hoher Abhebung von Devisen

Ihren Kampf gegen eine zunehmende Kapitalflucht hat die Behörde längst aufgenommen. Im November erging beispielsweise ein Strafzahlungserlass in Höhe von umgerechnet 4,2 Millionen US-Dollar gegen Chinabank Payments. Der Vorwurf lautete, Unterstützung dabei geleistet zu haben, Geld aus China auf illegale Weise ins Ausland zu verbringen.

Es sind jedoch nicht nur große Unternehmen, die im Reich der Mitte mit Kapitalflucht in Verbindung gebracht werden. Anfang Dezember wurde bekannt, dass ein Kunde der Bank of China innerhalb von einer Woche 50.000 US-Dollar in bar von seinem Konto abhob.

Die Regulierungsbehörde SAFE ahndete dies mittels eines Strafzahlungserlasses in Höhe von umgerechnet 6.000 US-Dollar gegen die Bank, weil bestehende Regularien zur limitierten Abhebung von ausländischen Deviseneinlagen durch heimische Kunden unterlaufen worden seien, wie es hieß.

Sonderbar, nicht?! Immerhin handelt es sich im Fall von China um ein Land, das eine Jahreswirtschaftsleistung von umgerechnet mehr als 13,5 Billionen US-Dollar in die Waagschale zu werfen hat.

   

    

Chinas Währung droht weiter unter Druck zu geraten

Die Situation muss ernst sein, wenn heimischen Investoren und Anlegern, die augenscheinlich Furcht vor einer weiteren Abwertung der chinesischen Währung umtreibt, das Abheben von „läppischen“ 50.000 US-Dollar innerhalb eines kurzen Zeitraums verboten wird.

Diese Furcht scheint begründet zu sein! Denn staatseigene Unternehmen und Konzerne geraten im Angesicht von nicht rückzahlbaren und/oder bedienbaren Schulden mehr und mehr in Schieflage. Ich verweise in diesem Zuge auf meine vorherigen Berichte zur Lage an den chinesischen Bondmärkten.

Jedermann, der oder die auch nur über einen Fitzel gesunden Menschenverstandes verfügt, ist sich vollauf darüber bewusst, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt darüber hinaus bei Weitem zu hoch ausgewiesen wird. Aus Sicht der Vereinigten Staaten von Amerika bin ich über den Lauf der letzten Jahre – wie auch viele andere Beobachter – übrigens zu derselben Ansicht gelangt.

Im Falle Chinas ist allerdings schon vor Jahren aufgrund eines geleakten Memos nach außen gedrungen, dass es sich um „handgemachte Daten“ handelt. Aus Sicht des Yuans/Renminbis ist es nicht vorteilhaft, wenn die Kapitalflucht aus China neue Rekordhöhen verzeichnet.

Druck auf den Yuan/RMB wird wohl auch seitens der am 5. August durch das US-Finanzministerium getroffenen Entscheidung ausgeübt, das Reich der Mitte offiziell als Währungsmanipulator zu brandmarken. Nochmals sei an dieser Stelle erwähnt, dass es sich im Falle Chinas um keine liberalisierten Finanzmärkte handelt.

Vermuten lässt sich aus diesem Grunde, dass ein frei handelbarer und frei konvertierbarer Yuan/RMB im Falle eines freien Kapitalverkehrs durchaus im Außenwert abstürzen könnte. Aus Sicht Chinas lässt sich sagen, dass ein Land, das über offene Kapitalmärkte verfügt, die Entscheidung treffen kann, den Kurs der eigenen Währung entweder täglich festzusetzen oder eine unabhängige Geldpolitik zu betreiben.

Beides ist jedoch zum selben Zeitpunkt nicht möglich. Da Chinas ausstehende Schulden (eine Gesamtverschuldung von mehr als 350 Prozent in Relation zum BIP) weiterwachsen, werden sich die Schieflagen an Chinas Finanz- und Kapitalmärkten in absehbarer Zeit verschlimmern. Was könnte Peking also tun, um sich dieser Entwicklung entgegenzustemmen?

Peking versucht sich an der Quadratur des Kreises

Aus aktueller Sicht verbleibt der Pekinger Staatsführung eigentlich nur eine gangbare Alternative. Der einzige Weg, um die Wechselkursrate des Yuans /RMBs stabil zu halten und die Kontrolle über die eigene Geldpolitik zu steigern, läge in einer nochmaligen Verschärfung der heimischen Kapitalkontrollen.

Doch Peking unternimmt den verzweifelten Versuch, vier nicht miteinander in Einklang zu bringende Dinge zum selben Zeitpunkt zu erreichen. Die chinesische Führung fährt damit fort, künstlich aufgestellte BIP-Wachstumsziele erreichen zu wollen.

Umso mehr der Versuch unternommen wird, diesen artifiziellen Wachstumsforderungen gerecht zu werden, desto mehr nicht nachhaltige Schulden werden im Angesicht dieses Prozesses erzeugt.

Die Erzeugung von noch mehr nicht nachhaltigen Schulden zur Aufrechterhaltung dieses Systems wird die heimische Kapitalflucht konsequenterweise noch weiter verschärfen. Was lässt sich also konstatieren?

Erstens will Peking einen – laut offizieller Aussagen – im Außenwert stärkeren Yuan/RMB, fährt dabei jedoch damit fort, noch mehr nicht nachhaltige Schulden zu erzeugen, um ein jährliches BIP-Wachstumsziel von sechs Prozent zu erreichen.

Gleichzeitig wird das Ziel verfolgt, die Abschreibungen im heimischen Unternehmenssektor zu steigern und staatseigenen Konzernen die Beihilfen und Subventionen zu streichen, um dabei jedoch die heimischen Kapitalkontrollen aufrechtzuerhalten oder gar noch zu steigern.

Sie werden erkennen, dass diese zueinander keineswegs in Kongruenz stehenden Ziele einer Quadratur des Kreises entsprechen. China wird es schwer haben, ausländische – geschweige denn heimische - Investoren und Anleger davon zu überzeugen, dass es sich im Falle des Reichs der Mitte um einen „sicheren und prosperierenden“ Anlageplatz in der Welt handelt.

Was heißt das für mich konkret!?“

Behalten Sie die Entwicklungen an Chinas Kapitalmärkten aufmerksam im Auge. Denn von Chinas Finanzmärkten gehen Gefahren aus, die sich im Angesicht der aktuellen – und vor allem intransparenten Lage – überhaupt nicht mehr abschätzen lassen. Offiziell aus China vermeldete Daten sind in nahezu allen Belangen zu hinterfragen, was heimische Investoren und Anleger auch in der Tat zu tun scheinen, da diese ihr Kapital andernfalls nicht – unter Androhung von empfindlichen Strafen – mit allen Mitteln außer Landes zu bringen versuchen würden.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"